Kleinwallstadt

Unterfranken

Zum Hasen - 1754 bis 1903

63839 Kleinwallstadt  

Historisches

Vermutlich ist der »Hasen« eines der ältesten Gasthäuser in Kleinwallstadt. Im Hof ist über dem Eingang zum Haus zu lesen: "1578 hir Herberg zum Hasen". Daneben über dem Kellereingang steht die Jahreszahl 1554.

Ganz so alt dürfte die Brauerei nicht sein. Aber jedenfalls älter als bisher angenommen. Denn als der Hasenwirt Johann Hofmann (1757-1835) zu Kleinwallstadt 1807 beim Vicedomamt Aschaffenburg das Wiederaufleben eines Braurechts beantragte, begründete er es damit, dass bereits 1754 auf seinem Haus eines bestand. Dieses war "wegen Absterbens" des damaligen Hausbesitzers Peter Rüdt erloschen. Mit Schreiben vom 2. April 1807 befürwortete das Vicedomamt die Konzession auf sein "Hauß zwischen Mathes Kunkel und Christian Weinert gelegen". Weiter heißt es in diesem Schreiben, "Seiner Hoheit seye diese Brauerey Concession zur höchsten Unterschrift unterthänigst vorzulegen".

Zu dieser Zeit bestand in Kleinwallstadt bereits ein Braurecht, das der vormalige Zenthauptmann und Bierbrauer Johann Nikolaus Jakob 1794 erwarb, dem aber angeblich das Geld fehlte, um eine Brauerei einzurichten. Tatsächlich übte er das Braurecht auch nicht aus. In den Jahren 1809 und 1810 wurden weitere Konzessionen beantragt, aber nur eine genehmigt.

Die Brauerei des Johann Hofmann scheint in den Anfangsjahren Absatzschwierigkeiten gehabt zu haben, denn in einer Stellungnahme der Vogtei Kleinwallstadt vom 11. Januar 1810 zu dem Braurechts-Gesuch des Ankerwirts Johann Rohe wird u.a. aufgeführt: "Es bestehen dermalen zu Kleinwallstadt drei Braurechte, ongeachtet nur eine Bierbrauerei dermalen in Gang ist". Weiter heißt es: "Der dritte Bierbrauer ist der Hasenwirt Johann Hofmann, der eine wohleingerichtete Bierbrauerei hat, ongeachtet derselbe aus Mangel von Abgang solche seit einigen Jahren wenig betreibt".

Nachfolger des Johann Hofmann als Bierbrauer und Hasenwirt war Philipp Jakob Hofmann, der bereits 1846 starb. Seine Witwe ließ das Anwesen 1847 versteigern. Es blieb aber weiterhin im Besitz der Hofmanns. In einer Urkunde vom 17. August 1859 sucht der Bierbrauer Anton Hofmann I (1816-1890) um die Genehmigung eines Felsenbierkellers auf dem Grundstück seines Vaters Wilhelm nach. Nach dem Tod von Anton Hofmann I führte seine Witwe Katharina, zusammen mit ihrem Sohn Jakob, der ebenfalls Bierbrauer war, die Brauerei weiter bis zum Jahre 1903. Vermutlich aus gesundheitlichen Gründen konnte Jakob Hofmann den Betrieb nicht mehr aufrecht erhalten; er starb 1904, erst 39-jährig. Nach dem Tod von Katharina Hofmann übernahm 1909 der Schwiegersohn Franz Kolb das Anwesen, der es später an das Kleinwallstädter Ringeridol Franz Rohe verkaufte.

Von den früheren Brauereigebäuden ist heute leider nichts mehr zu sehen. Lediglich im Speicher erinnert der mit Ziegelsteinplatten ausgelegte Boden daran, dass dieser als Hopfenlager für wohl selbst angebauten Hopfen diente. Ebenso zeugen noch stattliche gewölbte ehemalige Eis- und Bierlagerkeller von der früheren Brauerei.

An der Außenfassade des Hasen befindet sich ein interessanter Wappenstein, der darauf hinweist, dass sich hier der Dominialhof des Mainzer Erzbischofs Siegfried III befand.

Auch in der "Traube" war eine Brauerei. Sehr ausgedehnte Eis- und Lagerbierkeller zeugen heute noch von einem offensichtlich stattlichen Betrieb, der aber bereits vor der Jahrhundertwende seine Pforten schloß.

www.faust.de